Schöpfungswert

Biodiversität ist der unsichtbare Motor, der das Leben auf der Erde am Laufen hält. Sie liefert unbezahlbare Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Medizin, ohne die wir nicht existieren könnten. Sie inspiriert Kulturen, Kunst und Wissen und ist tief in unserer Identität verwurzelt. Ihr Wert ist nicht in Geld messbar – sie ist das Fundament unserer Zukunft.

 

Warum Biodiversität lebenswichtig ist

Fruchtbare Böden. Damit ein Boden fruchtbar ist und gute Ernten liefert, braucht es die Bodenlebewesen – Regenwürmer, Käfer, Spinnentiere, Milben, Bakterien, Pilze. Sie

  • lockern den Boden, so dass die Pflanzen in die Tiefe wurzeln können
  • durchlüften den Boden und erhöhen seine Wasserspeicherfähigkeit
  • zerlegen Tier- und Pflanzenreste in Nahrungs-Bausteine für die Pflanzen.

Pflanzenbefruchtung. 80 Prozent der Pflanzen für unsere Nahrungsmittel werden von Insekten bestäubt. Viele Pflanzen und ihre Bestäuber haben sich in Hunderttausenden von Jahren miteinander entwickelt; sie sind voneinander abhängig. Pflanzen bleiben also nur erhalten, wenn auch ihre Bestäuberinsekten sich weiter vermehren und umgekehrt.

Pflanzengesundheit. Wenn die Artenvielfalt hoch ist, können Nützlinge in landwirtschaftlichen Kulturen die Schädlinge in Grenzen halten, umweltschonend und kostenlos. Die Bauern fördern Nützlinge und Bestäuberinsekten mit blütenreichen, extensiv genutzten Wiesen und mit einem minimalen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

 

Genmaterial. Alle Pflanzen für die menschliche Ernährung stammen von Wildpflanzen ab. Manche Wildpflanzen sind resistent gegen Krankheiten und Schädlinge oder widerstandsfähig gegen Kälte, Hitze, Nässe, Trockenheit. Wildpflanzen-Gene sind daher nützlich und notwendig für die zukünftige züchterische Verbesserung der Kulturpflanzen.

 

Zahlenwert. Die biologische Vielfalt ist für uns Menschen also überlebenswichtig. Es gibt verschiedene Berechnungen des wirtschaftlichen Wertes der biologischen Vielfalt. Eigentlich aber lässt sich dieser Wert gar nicht beziffern, denn ohne biologische Vielfalt können wir Menschen gar nicht existieren.

Lebenslicht

Licht durchflutet die Erde und lässt Ökosysteme erblühen. Jede Art fängt einen Teil dieses Lichts ein und gibt es weiter. Wenn Vielfalt schwindet, wird das Lebenslicht gedimmt, und das Gleichgewicht gerät ins Wanken. Nur wenn wir es bewahren, bleibt die Erde ein leuchtendes Netz des Lebens.

 

Wo dank der Landwirtschaft die Biodiversität gewachsen ist

Licht gibt Leben. Wer durch einen Wald wandert, sieht: In den dunklen Waldpartien ist das Pflanzenleben eher eintönig. Auf einer Waldlichtung findet man dagegen eine Vielzahl von Kräutern, Sträuchern, Blumen, Beeren. Und wer sich hier – an einem warmen Tag – auf den Boden legt, nimmt das krabbelnde, summende, flatternde, fliegende Insektenleben wahr. Das zeigt: Licht fördert die Artenvielfalt.

 

Landwirtschaft schafft Artenvielfalt. Die frühere extensiv arbeitende Landbewirtschaftung hat ohne oder mit wenig Düngestoffen und Pflanzenschutzmitteln gearbeitet und viele verschiedene Kulturen auf kleinem Raum gepflegt: Wiesen, Getreideäcker, Gemüsefelder, Obstgärten, Hecken. Diese Art der Landwirtschaft hat eine reiche Begleitflora aufkommen lassen. Über die Jahrhunderte hat sich die Artenvielfalt an günstigen Standorten stetig ausgeweitet.

 

Kehrseite und Wendepunkt. Was wunderschön und idyllisch tönt, hat auch eine Kehrseite: Bei dieser extensiven Landwirtschaft hat die Bevölkerung immer wieder Nahrungsmittelmangel und auch Hungersnot erlitten. Im 19. Jahrhundert hat man begonnen, die Landwirtschaft zu modernisieren, zu intensivieren und die Lebensmittelversorgung sicherer zu machen. Mit Folgen für die Artenvielfalt: Sie hat sich allmählich verringert.

Schlüsselwort

Biodiversität ist der Schlüssel zum Leben, denn sie bedeutet biologische Vielfalt: Die Vielfalt aller Pflanzen und Tiere. Die Vielfalt der Erbinformationen aller Lebewesen. Die Vielfalt aller natürlichen Lebensgemeinschaften. Wir Menschen gehören dazu. Unsere Aufgabe: Schutz der Vielfalt, denn sie garantiert die Stabilität der Ökosysteme.

 

Was Biodiversität alles ist

Begriff. Biodiversität lässt sich übersetzen als „biologische Vielfalt“ oder „Vielfalt des Lebens“. Zur Biodiversität gehören alle Lebewesen, auch der Mensch. Die Vielfalt des Lebens lässt sich auf drei Ebenen beschreiben:

  1. Ebene der Art. Biodiversität lässt sich definieren als Zahl der Arten von Pflanzen und Tieren auf einer bestimmten Fläche.
  2. Molekulare Ebene. Biodiversität lässt sich definieren „als die genetische Vielfalt innerhalb einer Art, einer Population oder eines Individuums“. „Zur genetischen Vielfalt gehört auch die Vielfalt der Sorten und Rassen bei Nutzpflanzen und –tieren.“
  3. Ebene der Gemeinschaft. Biodiversität umschreibt auch „die Vielfalt der Lebensgemeinschaften, in denen Pflanzen leben“ und „die Vielfalt der Ökosysteme, an denen diese Lebensgemeinschaften teilhaben“.