Blumenreich

Hier wächst ein natürliches Blumenreich heran. Geduld! - falls noch keine Blumen blühen und keine Schmetterlinge gaukeln. Bis eine Wiese reich an bunten Blumen ist, braucht es viele Jahre. Natur kann man nicht machen.

 

Wie sich auf Wiesen Natur und Kultur wieder finden

Extensiv genutzte Wiesen werden nicht mehr gedüngt. Im Sommer werden sie ein oder zwei Mal gemäht und – bei trockenem Wetter – einmal im Herbst mit Rindern kurz beweidet. Der Termin des ersten Schnitts im Lauf des Monats Juli wird so bestimmt, dass die Gräser und Blumen verblühen und aussamen können.

 

In der Natur besteht eine Wiese aus Gräsern und Kräutern (zu denen die Wiesenblumen gehören). Auf intensiv bewirtschafteten Wiesen entwickeln sich aber hohe und dicht stehende Gräser. Sie verdrängen die Kräuter. Daher sind die Feldblumen vielerorts verschwunden. Ohne Düngung ändert sich der Grasbestand, niedrigere Gräser und Blumen kommen auf. Wenn sie aussamen, können sie sich wieder vermehren.

 

Bunt und reich an Blumen wird aber eine Wiese erst nach mehreren Jahren, an Standorten mit entsprechenden Bodeneigenschaften, bei bestimmter Sonneneinstrahlung und mit bewusster Bewirtschaftung. Dann kann sich das gewünschte Blumenreich ansiedeln, dazu eine summende, sirrende, gaukelnde Insektenwelt und bodenbrütende Vögel, zum Beispiel die Feldlerche und der Wachtelkönig.

Ökolohn

Bisher mähten die Bauern ihre Wiesen im Sommer drei bis fünf Mal. Eine Blumenwiese düngen sie nicht mehr und schneiden sie noch ein bis drei Mal. Was der Natur und uns allen zugute kommt, entlöhnt der Bund den Bauern.

 

Wie der Bund die Ökologie in der Landwirtschaft fördert

Direktzahlungen. Seit 1993 zahlt der Bund den Bauernfamilien Direktzahlungen für die Erhaltung ökologischer Ausgleichsflächen: Hecken, Ufergehölze, Obst-Hochstammbäume, Streueflächen, usw. Für extensiv genutzte Wiesen und Weiden betragen die Bundesbeiträge pro Hektare Fr. 700.- in der Bergzone. 1 Hektare = 10'000 Quadratmeter, entspricht etwa der Fläche eines Fussballfeldes.

 

Agrarpolitik. Die gegenwärtige Agrarpolitik 2002 basiert auf den Zielsetzungen, dass die Bauernfamilien einerseits marktgerecht, anderseits natur- und umweltgerecht produzieren. Ein unmöglich scheinender Spagat: Auf dem Markt sind günstige Preise gefragt. Günstige Preis rufen aber nach einer Produktion mit minimalen Kosten, und dabei bleibt die Natur meist als erste auf der Strecke.

 

Natur- und umweltgerecht produzieren heisst: Bei der Produktion den Boden- und die Gewässer schonen sowie die Vielfalt wildwachsender Pflanzen und Tiere erhalten. Der Bund bestimmt die Vorschriften für die Erhaltung ökologischer Ausgleichsflächen und lässt deren Einhaltung kontrollieren. Die Bauern bekommen die Zahlungen des Bundes nur, wenn sie die Vorschriften nachweislich erfüllt haben.

 

8 Prozent Ausgleichsflächen. Ende 1999 waren in der Schweiz 88’500 Hektaren ökologische Ausgleichsflächen ausgeschieden, 8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dafür richtete der Bund 81 Millionen Franken Ökobeiträge aus, und zusätzlich 37 Millionen für die 2,5 Millionen Hochstamm-Obstbäume.

 

Kantonale Leistungen. Auch einzelne Kantone bezahlen den Bauernfamilien einen Ökolohn: So zahlt der Kanton Solothurn im Mehrjahresprogramm Natur und Landschaft angemessene Abgeltungen für zusätzliche freiwillige naturschützerische Leistungen. Das Ziel: Landwirtschaftliche Gebiete sollen verschieden intensiv genutzt werden, insbesondere ist ein hoher Anteil ungedüngter Flächen anzustreben.

 

Wohlstand. Wirtschaftliches Wohlergehen ist die Voraussetzung für diese Art der Politik. Nachdem wir das Grundbedürfnis der Nahrungsversorgung gedeckt haben, wenden wir nun auch Geld auf zur Erhaltung der Natur.

Denkwende

Bauernfamilien wollen zuerst Brot produzieren, nicht Blumen. In letzter Zeit aber verpflichten sich mehr und mehr freiwillig, auf einem Teil ihrer Wiesen die Produktion zu drosseln und den Wiesenblumen wieder eine Chance zu geben.

 

Bauernfamilien auf dem Weg, sich zurück auf die Zukunft zu besinnen

Landwirtschaft hat seit jeher zum Ziel, Nahrungsmittel zu produzieren. In den Jahrzehnten des ungebremsten Wachstums nach 1950 haben die Bauernfamilien der Schweiz ihre Produktion so gesteigert, dass zum Schluss der Überfluss zum Problem wurde.

 

Kopfwäsche. Jetzt hat die Produktion plötzlich weniger Stellenwert und die Preise für Produkte vom Bauernhof sinken unter dem Druck der Globalisierung massiv. Anderseits werden den Bauern neue gemeinwirtschaftliche Aufgaben übertragen und von der Öffentlichkeit abgegolten, zum Beispiel die extensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden. Viele Landwirte haben nach wie vor Mühe, das zu verstehen. Auf vielen Höfen wird es dazu einen Generationenwechsel brauchen.

 

Sieben Prozent ökologische Ausgleichsfläche muss ein Betrieb ausweisen, wenn er die Direktzahlungen des Bundes beziehen will. Es gibt Bauern, die mehr ökologische Ausgleichsflächen pflegen. Die Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Natur wächst in der Landwirtschaft. Nur: Für die Bauernfamilie muss unter dem Strich die Rechnung aufgehen, damit der Betrieb weiter besteht.

 

Umstellung. Bauern, die Wiesenflächen neu extensiv nutzen wollen, melden dies dem Bund auf dem Direktzahlungs-Formular, mit dem sie eine Vereinbarung für mindestens 6 Jahre treffen. Der Termin für den ersten Schnitt der Extensivwiese wird jährlich festgelegt, den Vegetationsverhältnissen und dem jeweiligen Pflanzenbestand entsprechend.

 

Förderung der Qualität. Damit die Bauern ökologisch wertvolle Flächen ausscheiden, nicht einfach unproduktive Parzellen, die ökologisch wertlos sind, hat der Bund im Mai 2001 eine Öko-Qualitätsverordnung in Kraft gesetzt. Für Ausgleichsflächen von hoher biologischer Qualität oder Parzellen, die zur Vernetzung von Ökoflächen wichtig sind, können die Bauern beim Kanton Qualitätsbeiträge beantragen. Zur Beurteilung der biologischen Qualität hat der Bund Beurteilungskriterien und einen Bestimmungsschlüssel ausgearbeitet.